Alle Jahre wieder: Pilz (-vergiftungen)
Hohen Neuendorf/OT Borgsdorf [ENA] Ein Steinpilz steht im Walde und ist ein wunderbarer Speisepilz. Doch längst nicht alle Pilze sind eßbar- Genuß oder Gift - Giftpilze ähneln Speisepilzen. Worauf sollte man achten um Vergiftungen zu vermeiden und was tun, wenn es mir nach dem Pilzmahl schlecht geht?
Und ehe man sich versieht ist es soweit: Es ist wieder kühler, das Laub färbt sich bunt und fällt von den Bäumen, der bunte Herbst macht sich in den Wäldern breit. Gerade jetzt gedeihen auch die Pilze ganz wunderbar. Und mit der Anzahl der Pilzfruchtkörper steigt gleichzeitig die Anzahl der Menschen, die im Unterholz nach diesen Ausschau halten: der/die gemeine Pilzsammler:in (Homo sapiens collector fungos). Doch Spaß beiseite: Was tun um Pilzvergiftungen zu vermeiden? Und was tun, wenn es mir nach dem Pilzmahl schlecht geht? Hier finden Sie Antworten.
Pilze und Pilzsammler:innen
Ein Pilz ist sehr viel mehr, als nur der Fruchtkörper, der oft erst im Herbst erscheint. Fruchtkörper mit und ohne Stiel und Hut treten während der geschlechtlichen Fortpflanzung manchmal nur einmal, manchmal einige wenige Male jährlich auf, ist aber im Verhältnis zum Gesamtlebewesen Pilz nur der kleinste Teil. Der größte Teil der Pilze liegt, wächst und arbeitet im Verborgenen: das Myzel (Pilzfäden, die ähnlich wie Wurzeln auf dem Substrat z.B. unbemerkt im Baum unter der Rinde wachsen). Es kann sehr groß werden, existiert auch ohne die Fruchtkörper das ganze Jahr über und bleibt dennoch für Menschen meist unsichtbar.
Das Myzel nimmt Nahrung auf, lebt in Partnerschaft mit Bäumen (als Mykorrhiza) zum gemeinsamen Vorteil oder parasitisch auf lebenden Organismen, die es schwächt oder auf totem organischen Material, welches es zersetzt und so in Form von Nährstoffen wieder für andere Organismen verfügbar macht. Als Parasit kann der Pilz Bäume, Insekten oder Spinnen, oder gar Menschen befallen (sog. Mykosen) und kann diese in den langsamen Tod treiben. Pilze sind nämlich heterotroph, d.h. sie ernähren sie von organischem Material wie wir Menschen, können aber nicht selbst, wie die Pflanzen, aus Sonnenlicht und Nährstoffen selbst organisches Material herstellen.
Viele von den Pilzsammler:innen (=Pilzkollektoren) warten das ganze Jahr auf diesen besonderen Moment, wenn nach den ersten herbstlichen Niederschlägen die Pilze sprießen. Im Wald und auf den Wiesen – überall. Sie machen sich eifrig mit Freund:innen und Familien auf in die Natur mit einem einzigen Ziel: Ein schmackhaftes Essen mit den selbst gefundenen und zubereiteten Pilzen zubereiten zu können. Dem steht auch nichts entgegen, solange die Vorgaben des Naturschutzgesetzes berücksichtigt werden und eine ausreichende Artenkenntnis verhindert, dass auch giftige Pilze im Körbchen landen.
Doch leider sind nicht alle Pilzkollektoren auch Pilzexpert:innen, die sicher gute Speisepilze von Giftpilzen unterscheiden können und so kommt es, dass alle Jahre wieder gehäuft Pilzvergiftungen im Herbst auftreten. „So schlimm kann das ja nicht sein!“-denken Sie? Leider stimmt das nicht. Wir haben auch in unseren Breiten tödlich giftige Exemplare und die sollte man gut kennen, bevor man sich auf die Suche nach den leckeren Kleinoden begibt. Denn nicht jeder giftige Pilz, ist so einzigartig, wie der Fliegenpilz, der meist schon von weitem rot leuchtend auf sich aufmerksam macht. Und gerade an auch diesem Exemplar kann man gut die Vielgestaltigkeit auch dieses Pilzes beobachten.
Hat es geregnet, sind vielleicht schon viele der weißen Schuppen von dem Hut abgewaschen worden und der Fliegenpilz trägt nur noch seine rote Kappe, ohne die Punkte. Der Fliegenpilz wird seit Jahrtausenden trotz seiner Magen-Darm-giftigen Wirkung als Rauschdroge verwendet und sein Verzehr führt noch lange nicht zum Tod. So ist es auch bei den meisten der etwa 10.000 So ist es auch bei den meisten der etwa 10.000 Großpilzarten Mitteleuropas: viele sind zu klein, zu zäh, zu ungenießbar, um in der Pfanne zu landen. Zieht man diese ungeeigneten Pilze ab, verbleiben noch ca. 150 Speisepilzarten und ca. 150 Giftpilzarten, von denen ca. 10 Arten tödlich giftig sind, die anderen sind ähnlich wieder Fliegenpilz, normalerweise nicht tödlich giftig.
Hat es geregnet, sind vielleicht schon viele der weißen Schuppen von dem Hut abgewaschen worden und der Fliegenpilz trägt nur noch seine rote Kappe, ohne die Punkte. Der Fliegenpilz wird seit Jahrtausenden trotz seiner Magen-Darm-giftigen Wirkung als Rauschdroge verwendet und sein Verzehr führt noch lange nicht zum Tod. So ist es auch bei den meisten der etwa 10.000 So ist es auch bei den meisten der etwa 10.000 Großpilzarten Mitteleuropas: viele sind zu klein, zu zäh, zu ungenießbar, um in der Pfanne zu landen. Zieht man diese ungeeigneten Pilze ab, verbleiben noch ca. 150 Speisepilzarten und ca. 150 Giftpilzarten, von denen ca. 10 Arten tödlich giftig sind, die anderen sind ähnlich wie der Fliegenpilz, normalerweise nicht tödlich giftig.
Drum prüfe wer 'nen Pilz findet...
Was ist nun zu tun, um Pilzvergiftungen zu vermeiden? Zunächst einmal: Was den Schnecken und Waldbewohnern mundet, kann dennoch giftig für den Menschen sein– also bitte nicht den Tieren nachmachen! Schneckenfraß ist kein Garant für ungiftige Pilze! ! Sammeln sie nur solche Pilze, die sie sicher bestimmen konnten. Im Zweifelsfall fragen sie Pilzsachverständige, diese mussten sich bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. einer umfassenden Prüfung unterziehen (DGfM, https://www.dgfm-ev.de/) und können im Internet ausfindig gemacht werden. Verzichten Sie jedoch auf selbsternannte Experten – da ist Vorsicht geboten. Ganz besonders, wenn jemand von sich behauptet alle Pilze zu kennen.
Und auch wichtig: Pilze immer gut durchgaren, die Waldpilze nicht roh essen, denn einige verursachen dann ebenfalls Magen-Darm-Symptome, weil das Grundgerüst der Pilze, das Chitin bei der Darmpassage nicht weiter zerkleinert werden kann – Durchgaren und gutes Kauen hilft da dem Darm bei der Arbeit. Bereiten Sie Pilze immer frisch und zeitnah zu, denn einige Pilze haben Eiweiße, die sich schnell zersetzen und so zu Eiweißvergiftungen führen können, wie diese von Fisch oder Fleisch bekannt sind. Vermeidung von Vergiftungen ist immer die Beste Strategie – lieber einen Pilz weniger sammeln. Doch wenn es jemandem nach der Pilzmahlzeit trotz aller Vorsicht irgendwie schlecht geht, dann ist überlegtes Handeln geboten.
Und wenn es doch passiert- Pilzmahlzeit nicht vertragen?
Sie haben ihre Pilzpfanne genossen und danach geht es Ihnen nicht gut? Sie leiden nach dem Pilzmenü unter Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schweißausbrüchen, Durchfall und Koliken? Keine Panik, tief Durchatmen, ruhig bleiben. Aufregung kurbelt den Stoffwechsel an und fördert so die Verbreitung des Pilzgiftes. Zudem gilt: je kürzer nach einer Pilzmahlzeit die Symptome auftauchen, desto besser! Erbrochenes sammeln, Putzreste der Mahlzeit einsammeln und ggf. mit zum Arzt nehmen, 112 kontaktieren, die Giftnotzentrale anrufen (In den meisten Bundesländern gibt es Giftnotrufzentralen: https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/vergiftungen/giftnotruf), keine Milch, keinen Alkohol trinken.
Danach liegt alles in den Händen der Ärzte und ist in hohem Maße von dem jeweiligen Pilzgift abhängig, was getan werden kann. Wichtige Angaben für die Arbeit der Ärzte wären u.a.: Wurde ein Lamellen- oder ein Röhrenpilz verzehrt? Hutfarbe? Sind Reste der Pilzmahlzeit oder Putzreste vorhanden (mitbringen)? Wo wurde gesammelt- Nadelwald, Wiese, Laubwald, Mischwald? Wie erfolgte der Transport und die Lagerung der Pilze (trocken, gekühlt)? Wurden die Pilze durchgekocht? Wurden die Pilze frisch, aufgewärmt oder eingemacht verzehrt? Welche Symptome traten auf: Erbrechen? Durchfall? Störungen des Nervensystems/Schwindel? Sind Leber oder Nieren beteiligt (kann tlw. nur vom Arzt genau beantwortet werden)? Wie lange liegt die Pilzmahlzeit zurück?
Lieg die Pilzmahlzeit weniger als 6 Stunden? Mehr als 6 Stunden? Mehr als 12 -24 Stunden? Noch länger zurück? Detaillierte Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Pilzvergiftungen für Ärzte finden sich in einem Artikel des Ärzteblattes aus dem Jahr 2020: Vergiftungen durch Pilze (aerzteblatt.de) sowie am Beispiel des Pantherpilzes aus dem Jahr 2019: https://www.springermedizin.de/intoxikationen/arbeitsmedizin/intoxikation-durch-pilze-fungi-am-beispiel-des-pantherpilzes-ama/16000288?searchResult=21.allgemeine%20mykologie&searchBackButton=true&fulltextView=true und beim Bundesinstitut für Risikobewertung: https://www.bfr.bund.de/de/suche.html?search%5Bquery%5D=Pilze
Und wenn es schlimm kommt- Der Knollenblätterpilz
Der Knollenblätterpilz ist hoch giftig und kann einem Champignon sehr ähnlich sehen. Er gehört zu den hochgiftigen Pilzen Deutschlands und sein Genuss kann das Leben kosten. Nach dem Genuss von Knollenblätterpilzen kann es zwischen vier und 24 Stunden dauern, bis die ersten Magen-Darm-Symptome auftreten. Bei leichten Vergiftungen kann es sogar 13 bis 36 Stunden dauern, bis die ersten Magen-Darm-Symptome eintreten (Erbrechen, Durchfall), die dann über Tage anhalten können. Für eine Vergiftung reicht bereits ein Knollenblätterpilz bzw. nur 10 g davon aus, um eine tödliche Vergiftung zu verursachen. Das Gift des Knollenblätterpilzes, Amanitin, hemmt die Proteinsynthese und besonders die Zellen der Darmschleimhaut und die Leberzellen sterben.
Anschließend an die Phase der ersten Magen-Darm-Symptome nach der Vergiftung, folgt eine vorübergehende Phase mit scheinbarer Besserung. Doch nach ein bis zwei weiteren Tagen kann es zur irreversiblen (also nicht mehr umkehrbaren) Leberschädigungen, einige Tage später auch zu Nierenschädigungen kommen. Die typischen Symptome einer starken Leberschädigung wie Gelbsucht (Gelbfärbung der Haut, Schleimhaus und der Augäpfel), Gerinnungsstörungen und im schlimmsten Fall Leberversagen mit Todesfolge treten auf. Wird die Vergiftung früh erkannt, können intensivmedizinische Maßnahmen zur Prognoseverbesserung führen, in der Endphase ist nur eine Lebertransplantation noch lebensrettend.
Zusammenfassung
Es gibt in Deutschland zahlreiche Giftpilze, die Speisepilzen für ungeübte Pilzsammler:innen zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Gifte reichen von „einfachen“ Magen-Darm-Symptome verursachenden Toxinen, über auf das zentrale Nervensystem wirkende Substanzen, bis zu -schon in kleinen Mengen- lebensbedrohlichen Giften. Auch der falsche Transport, oder die falsche Lagerung und Verarbeitung von Pilzen kann zu Vergiftungen führen. Es ist daher wichtig, nur Pilze zu verzehren, die man sicher als Speisepilze identifizieren konnte, die Pilze richtig zu transportieren und zu lagern, frisch zu verarbeiten und durchzugaren, bei Unsicherheiten zertifizierte Experten zu kontaktieren.
Im Falle einer Vergiftung sollte ärztlicher Rat (Krankenhaus, Giftnotruf) gesucht, Putzreste oder Erbrochenes ggf. mitgenommen, nur Wasser getrunken, kein Erbrechen herbeigeführt und wichtige Angaben zum Pilzfund als Notiz mitgenommen werden. Pilzexperten, -veranstaltungen und -führungen geben Sicherheit und sind eine gute Variante, um sicher Pilze genießen zu können. Exper:innen finden Sie auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologe e.V. (www.dgfm-ev.de). Noch ein Tipp: Wer gern in die Welt der Pilze tiefer eintauchen möchte- noch bis Juli 2025 findet eine interessante Ausstellung in Wandlitz statt.